So starten Sie ein Sachbuch
Ein häufiger und irreführender Kritikpunkt an Sachbüchern ist, dass sie langweilig seien oder keine Erzählstruktur hätten. Doch wie jeder erfahrene Sachbuchleserin weiß: Eine gute Erzählung ist einer der wichtigsten Bestandteile eines gelungenen Sachbuchs.
Selbst wenn Ihr Buch hauptsächlich aus Fakten besteht, brauchen Sie einen „roten Faden“, der diese miteinander verbindet – idealerweise von Anfang an, damit Leser*innen sofort in die Geschichte eintauchen können.
In diesem Sinne finden Sie hier vier Tipps, wie Sie Ihr eigenes Sachbuch mit einem überzeugenden Einstieg beginnen:
1. Beginnen Sie nicht chronologisch
„Fangen wir ganz am Anfang an“ – dieser Ansatz mag sich für das Erlernen von Tonleitern eignen, doch für das Schreiben von Sachbüchern ist er selten hilfreich. Denn der Ursprung eines Themas ist oft nicht sein spannendster Aspekt – und Sie brauchen einen Einstieg, der die Leser*innen fesselt. Eine einzige Ausnahme gibt es allerdings: Biografien und Autobiografien sollten aus stilistischen Gründen mit Kindheit oder Geburt beginnen.
Stellen Sie sich das erste Kapitel wie eine Ouvertüre vor – es sollte andeuten, welche Themen und Motive im weiteren Verlauf des Buches auftauchen werden.
Eine bewährte Methode: Starten Sie in medias res – also mitten in einer Szene oder Handlung, die besonders wichtig oder emotional bedeutsam ist. Diese Technik wird auch im Romanbereich gerne verwendet.
Besonders wirkungsvoll ist dieser Einstieg, wenn Sie von einer persönlichen Erfahrung berichten. Sinneseindrücke, Gedanken und innere Monologe machen die Szene lebendig und ziehen Ihre Leser*innen direkt ins Geschehen.
Dabei muss es gar keine dramatische Szene sein – solange Sie das Erlebte eindringlich und bildhaft beschreiben, kann auch ein ruhiger Moment emotional berühren.
2. Beginnen Sie mit einer Anekdote oder einem Rätsel
Nicht jedes Sachbuch eignet sich für einen Einstieg in medias res. Zwei weitere wirkungsvolle Alternativen sind:
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eine prägnante Anekdote, oder
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eine spannende Fragestellung bzw. ein ungelöstes Rätsel.
Beides lässt sich auch mit dem In-medias-res-Einstieg kombinieren, funktioniert aber auch eigenständig sehr gut.
Eine Anekdote kann ein Schlüsselmoment Ihrer Geschichte sein – oder scheinbar nebensächlich wirken, aber später eine symbolische Bedeutung erhalten.
Ein Rätsel hingegen weckt Neugier, etwa in Form einer provokanten Frage, die das Buch im Laufe der Zeit beantwortet.
Selbst bei informativen Sachbüchern – etwa zu historischen oder wirtschaftlichen Themen – kann ein persönlicher Einstieg Wunder wirken: etwa durch eine Fallstudie oder ein reales Beispiel, das zum Thema hinführt.
3. Räumen Sie mit gängigen Irrtümern auf
Ein praktischer, oft übersehener Einstieg: Greifen Sie eine verbreitete Fehlannahme auf – und widerlegen Sie sie. Das ist besonders dann wirkungsvoll, wenn der Irrtum weit verbreitet ist und Ihr Buch einen neuen Blickwinkel bietet.
Wichtig: Überfordern Sie Ihre Leser*innen nicht gleich zu Beginn mit zu vielen Daten oder komplexen Erklärungen. Stellen Sie stattdessen einen klaren Kontrast her: Was wird allgemein geglaubt – und was stimmt tatsächlich?
Dann können Sie erläutern, wie es zu diesem Irrtum kam und inwiefern Ihr Buch eine Korrektur darstellt.
4. Zeigen Sie Ihre Expertise
Egal, welches Sachbuch Sie schreiben: Früher oder später müssen Sie zeigen, warum gerade Sie qualifiziert sind, dieses Buch zu schreiben.
Bei autobiografischen oder persönlichen Geschichten ergibt sich das meist von selbst. Bei wissenschaftlichen, historischen oder gesellschaftlichen Themen sollten Sie bereits früh im Buch – idealerweise im ersten Kapitel – Ihre fachliche Kompetenz oder persönliche Verbindung zum Thema andeuten: Haben Sie berufliche Erfahrung in diesem Bereich? Ein relevantes Studium? Eine langjährige persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema?
Auch bei Hobbythemen können Sie Ihre Kompetenz zeigen – etwa, indem Sie schildern, wie lange Sie sich schon mit dem Thema beschäftigen oder wie tief Sie eingetaucht sind.
Fazit: So fesseln Sie Ihre Leser*innen von Anfang an
Es gibt viele Möglichkeiten, ein Sachbuch zu beginnen. Die besten Einstiege schaffen dabei oft mehreres auf einmal: Sie ziehen in die Geschichte hinein, wecken Neugier und schaffen Vertrauen.